Was ist das Projekt Fotografie?
Das Projekt Fotografie ist ein mehrstufiger Studiengang für freie Fotografie an der Münchner Volkshochschule und wurde von Michael Jochum 1989 gegründet und seither von ihm geleitet.
Arbeiten der TeilnehmerInnen waren u.a. in der Aspekte-Galerie im Gasteig und im Einstein 28 ausgestellt. Seit einigen Jahren findet die Werkschau »salon de photographie« an verschiedenen Orten und in unterschiedlicher Präsentationsform statt.
Er richtet sich an besonders Interessierte, Laien und Fotograf/innen, die sich intensiv mit dem Medium Fotografie beschäftigen wollen, um eine persönliche Bildsprache zu entwickeln.
Für interessierte Bewerber/innen finden jedes Semester Infoveranstaltungen mit der Möglichkeit zur persönlichen Bewerbung statt.
Stimmen zum Projekt Fotografie ehemaliger Teilnehmer:
Marlies Ebertshäuser
Es war nicht leicht damals vom Donnerstagskurs aufzusteigen in den Mittwochskurs und weiter gar in den unerreichbar scheinenden Dienstagskurs.
Irgendwann gab uns Michael Hausaufgaben. Das war neu. Ich war aufgeregt und es gelang mir kaum zu begreifen, was ich da machen sollte. Schließlich glaubte ich, nach vielen, sich meiner Meinung nach wiedersprechenden Erklärungen die Aufgabe verstanden zu haben.
Also schleppte ich an einem sonnigen Nachmittag einen Stein meiner Wahl (Marmor, riesengroß, unglaublich schwer, mein Lieblingsstein) durch mein Stadtviertel. Mein Fahrradkorb war Gott sei Dank groß genug. 36 Fotos, ein Film musste es sein. Mir kam das verschwenderisch vor. Aber pflichtbewusst legte ich meinen Stein an die unmöglichsten Ecken und Orte. Im Nymphenburger Schlosspark stellten sich zwei Japaner neben mich und machten auch ein Foto von meinem Stein. Ansonsten warf man mir eher verwunderte Blicke zu.
Am nächsten Kurstag präsentierte ich die Bilder. Lange, sehr lange, schaute Michael auf die Fotos. Er schwieg. Ich auch. Schließlich sein Kommentar: „Das war zwar nicht deine Aufgabe, aber die Bilder sind gut. Mittwochskurs!.“
Bis heute habe ich nicht verstanden, was meine eigentliche Aufgabe gewesen wäre und warum er an diesen Fotos Gefallen fand.
Trotzdem – Michael hat mir geholfen sehen zu lernen. Danke, Michael!
Hermann Offner
Ein für mich prägender Disput zwischen Teilnehmer und Michael: Michael: »…alle Bilder auf den Tisch, keine verstecken…, so, jetzt nimm bitte die Bilder, die dir gefallen, raus und leg sie auf die Seite. Mit den übrig gebliebenen wollen wir uns beschäftigen. …das Bild hat etwas, … die Bilder funktionieren.«
Teilnehmer: »Das Bild ist aber unscharf!?«
Michael: »Ja eben, es hat etwas.«
Die Fotografie nicht zu erklären wie ein Lehrer, sondern von den Teilnehmern und der Gruppe zu fordern, sich mit dem Bild auseinander zu setzen. Eine hohe Kunst der Kreativpädagogik!
Matthias Hofstetter
Im Dezember 2013 sagte Michael Jochum bei der Ausstellungsführung von Reading Andy Warhol im Museum Brandhorst: „Künstler sind per se keine besseren oder edleren Menschen.“
Ich fand das irgendwie beruhigend!
Katrin Bertram
Das Projekt Fotografie ist eine wunderbare Oase, in der es nicht nur um die Liebe zum fotografischen Detail geht, sondern immer
um die Kunst an sich. Ich hatte eine sehr schöne Zeit im Projekt, die auch viel dazu beigetragen hat, einen Neuanfang in der Bildenden Kunst zu wagen. Danke Michael.
Renate Pieper
Michael kombinierte 1993 im Donnerstags-Kurs des Projektes zwei meiner SW-Fotografien: ein Portrait meiner schönen Freundin Elisabeth mit einem klassisch-strengen Bild einer Weintraube. Ich konnte damals den Grund nicht ganz nachvollziehen, hatte aber das Gefühl, dass es um eine tiefere Wahrheit gehen müsste. Es war dann die Initialzündung für mein Arbeiten mit Bildern auf verschiedenen Ebenen, aus unterschiedlichen thematischen, zeitlichen und räumlichen Zusammenhängen.
Oliver Deska
„Mach sichtbar, was vielleicht ohne dich nie wahrgenommen worden wäre“, (R. Bresson). Ganz herzlichen Dank, Michael, für all die Jahre des fruchtbaren Austauschs, Oliver.
Tayama da Silva Nielsen
Als ich Michael 2002 traf, konnte ich kaum Deutsch sprechen, aber wir verstanden uns durch die Sprache der Fotografie und er war der erste Künstler, der an mich glaubte. Die Zeit, in der ich mit Michael als seine Schülerin und Praktikantin arbeitete, war grundlegend für meine Zukunft als Künstlerin. Ich sammelte
das Selbstvertrauen und das Wissen, das ich brauchte, um in die Kunstschule zu kommen und meiner Leidenschaft zu folgen.
Auch nachdem ich das Projekt Fotografie verlassen hatte, blieben wir Freunde, und ich werde immer zu Michael aufschauen, wenn es um den erstaunlichen Künstler geht, der er ist.
Wolfgang Stahr
München 1990: Ich hatte erst kurz vorher die Fotografie für mich entdeckt und war zuerst ratlos und verwirrt durch Fotozeitschriften, die einen mit Techniktipps und Motiven konfrontiert haben, die nicht mich meinten.
Dann ging alles ganz schnell. Ich lernte durch den Deutschen Jugendfotopreis Studenten kennen, die mir gezeigt haben, was Fotografie kann: eine Sprache zu finden, für die ich bisher keine Worte hatte.
Ich entdeckte das Fotobuch zur Zeit: ‚Waffenruhe‘ von Michael Schmidt. Und ich entdeckte Michael Jochum und sein Projekt Fotografie. Und ich fühlte mich gemeint. Vielen Dank für diese wichtige Erfahrung.
Julia Bradshaw
Michael war ein anspruchsvoller Lehrer. Er verlangte viel von seinen Schülern. Aber er gab auch sehr viel und eröffnete jedem seiner Schüler viele Möglichkeiten. Er lehrte uns, unsere Fotografien als Serien zu betrachten. Diesen Ansatz vertiefte er, indem er einen Kunst-Buchbinder in den Unterricht einlud.
Es war auch Michael, der mich zu meinem ersten Besuch einer Fotografie-Ausstellung in ein Museum mitnahm: Walker
Evans im Lenbachhaus. Dies entfachte in mir ein fortwährendes Interesse an Kunst und Museumsbesuchen. Michael stellte uns Künstler vor, die München besuchten.
Dank Michael traf ich Michael Schmidt, als er sein Siemens Projekt vorstellte, und sah Nan Goldin, als sie ihre Dia Show
„Ballad of Sexual Dependency“ präsentierte. Zu jener Zeit hatte ich von diesen Künstlern noch nie gehört, vertraute aber auf
Michaels richtungsweisende Auswahl.
Ich habe sowohl das Projekt als auch das Land verlassen, aber die Fotografie habe ich weiter verfolgt. Ich machte meinen
MFA (Master of Fine Arts) in Fotografie an der San José State Uni- versity, USA und bin heute Professorin für Fotografie an der Ore- gon State University. Aber Michaels Stimme ist nach wie vor sehr präsent für mich: Jedes Semester erzähle ich meinen Studierenden von ihm.
Maximilian Glanz
Michael ist ein von Fotografie besessener, kritischer und den Studenten zugewandter Dozent.
Was mir in seinen Kursen besonders gefiel, war, dass er einen nicht eingeengt hat. Wenn er sah, dass da was Spannendes passierte, dann war man sich seiner Unterstützung sicher.
Wenn Michael einen Kontaktbogen in die Hand nahm, bekam er seinen Jagdblick. Man sah ihm die Lust an, sich mit den Bildern zu beschäftigen. Nach einer gefühlten Ewigkeit der wortlosen Betrachtung kam dann entweder das erleichternde „mach weiter so!“ oder ein kryptischer Kommentar, der bei einem mehr Fragen als Antworten hinterließ. Ein Garant dafür, dass man sich mit noch mehr Engagement mit der Aufgabe befasste…..
Ich habe diese Erinnerungen in der Vergangenheitsform aufgeschrieben. Vermutlich hat sich da bis heute nichts geändert…
Stefan Rampf
Als mehrjähriger Projekt-Teilnehmer bei Michael Jochum ist mir folgender Spruch, den er im Zusammenhang mit Portraitfotografie gebraucht hat, bis heute sehr präsent: „Mir ist lieber, wir machen Bilder – beim Schießen von Bildern habe ich immer Angst, es wird jemand erschossen.“
Martin Zinßer
In schöner Erinnerung ist mir der Workshop „Der blinde Fotograf“, bei dem wir mit verbundenen Augen im Bayerischen Wald herumgesprungen sind, um Fotos zu machen. Oder nachts mit verbundenen Augen, Taschenlampen und Geisterkostüm um den See spazierend Fotos gemacht haben. Die Einheimischen nahmen es gelassen auf.
Toll war auch die Exkursion nach Wien mit vielen interessanten Atelier- und Galeriebesuchen. Die Unterbringung im Hotel war auch interessant. Der Kaffee war gräuslich, die Deko aus Plastikblumen und Zapfenstreich mit geschlossener Eingangstür um 22:30 Uhr.
Michael hat hingegen bei Bekannten übernachtet.
Auf Details will ich mich nicht festnageln lassen, aber in der Erinnerung war‘s so!
Reinhard Piper
Ich habe seit November 2007 (meinem 1. Semester im Projekt Fotografie) eine Art Tagebuch geführt. Daraus einige gestalterische Grundsätze und Zitate von Michael Jochum von den Kursabenden:
Grundsatz: „Immer das ganze Foto beurteilen, keine Ausschnitte machen.“
Zitat: „Ich plane nie Fotos im Kopf. Fotos, die ich im Kopf habe, interessieren mich nicht, die kenne ich ja schon.“
Zitat: „Bildstörungen sind das Interessanteste.“
Zitat: „Fotos gruppieren ist wie ein Gedicht schreiben: je weniger Fotos, desto schwieriger wird die Gruppierung zum Gedicht.“
Grundsatz: „Der Anschnitt von Objekten im Foto ist gut, wenn er zum Weiterdenken über den Bildrand hinaus einlädt.“
Michael spricht oft in Rätseln, für die man eine mehrjährige Teilnahme im Projekt Fotografie braucht, um sie zu entschlüsseln.
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